Der Unterricht nach Agrippina Jakowlewna Waganowa

 

Vielleicht ist dieser Name einigen Ballettbegeisterten bekannt als jene Pädagogin die den klassischen Tanz revolutionierte und die Grundlagen des klassischen Tanzes während ihrer 50jährigen Schaffenszeit.

Es existieren seit jeher unterschiedliche Unterrichtsstile - dem Laien vielleicht bekannt als Französisch oder Italienische "Schule", aber auch die Englische nach Royal Academy of Dancing - kurz RAD.

Die Russische Schule basiert hauptsächlich auf der Methodik von A.J. Waganowa und wird heute an den führenden Ballettschulen in der ehemaligen Sowjetunion aber auch an renommierten internationalen Ballettschulen weltweit gelehrt. 

Jede dieser Ausbildungssysteme hat Vor- und Nachteile, stilistisch als auch vom Aufbau der einzelnen Leistungsstufen und Unterrichtsschwerpunkte und Ziele.

Gerade im Bereich des Laientanzes und Hobby-Balletts kommt es oft zu Missverständnissen. Vielleicht wird nicht so viel Wert auf die Körperhaltung und den Muskulaturaufbau gelegt - dann wollen die Schülerinnen jedoch mit dem Spitzentanz beginnen und merken sehr schnell, dass sie nicht genügend darauf vorbereitet sind und geben das Ballett frustriert auf. Gerade in einem Alter in dem sie eigentlich bereit wären das Gelernte miteinander verbinden zu können und ein wirkliches Vorankommen im klassischen Tanz zu erleben und zu genießen.  

Genauso wie beim Turnen oder beim Spielen eines Instruments ist es wichtig die Grundlagen korrekt zu erlernen, unabhängig davon ob eine spätere professionelle Karriere angestrebt wird oder nicht. Ohne entsprechende Körperbeherrschung kann eine Turnerin keinen Flick-Flack ausführen und ohne Notenkenntnis und Fingerübung der Klavierspieler keine Etüde spielen. Genauso ist es im Ballett - ohne entsprechende Körperbeherrschung und Übung wird es nie möglich sein eine Pirouette zu drehen.

Die Methodik der A.J. Waganowa zielt genau auf diese klare, klassische Ausbildungsbasis ab: warum etwas falsch lernen und üben, wenn man es auch richtig erlernen kann?

Kinder ab 4 Jahre kommen zuerst in die Tänzerische und Musikalische Früherziehung. Hier liegt der Schwerpunkt auf die Verbesserung und Entwicklung der Motorik, Rhythmusgefühl und Musikalität, Kreativität und Freude an der Bewegung. 

Im Alter von 6-8 Jahren beginnen sie allmählich in der ersten Anfängergruppe mit leichten Ballettübungen. Sie lernen die Grundpositionen von Armen und Beinen, die Raumrichtungen und nach und nach werden aus "Angespitzten Buntstiften" gestreckte Füße und aus Straßenhüpfern kleine Ballettsprünge.

Im Alter von 9-10 Jahren beginnen sie mit mit dem eigentlichen Ballettunterricht in der 2. Anfängergruppe. Das Körpergefühl und die aufrechte Haltung sind hier ganz wichtige Lernziele!

Ab der 1. Mittelstufe sollten nach und nach alle elementaren Basisübungen an der Stange gelehrt werden, ebenso leichte Schrittfolgen und Sprünge im Raum ohne Unterstützung der Stange. Ab der Mittelstufe 2 beginnt ein intensiveres Training, das entsprechend die Muskulatur stärkt und die Koordination fördert.

In den Fortgeschrittenen Gruppen werden die Übungen an der Stange komplexer, die Schrittfolgen in der Mitte schwieriger und länger und es kann, wenn die körperlichen Voraussetzungen erfüllt sind, langsam mit dem Spitzentanz begonnen werden. Die Kinder sollten da mindestens 12 Jahre alt sein.

 Die üblichen 8 Ausbildungsjahre werden im Hobbybereich natürlich nicht 1zu1 gelehrt. Vielmehr werden Teile aus den jeweiligen Jahrgängen abgewandelt und entsprechend der körperlichen und geistigen Voraussetzungen und der Motivation der Gruppen angepasst.

Dennoch sollte eine begeisterte Schülerin oder ein begabter Schüler nicht nach einigen Jahren feststellen müssen, dass das Gelernte niemals ausreichen wird um einen weiterführenden Weg im Bereich des Klassischen oder auch des Modernen Tanzes beschreiten zu können. Oder eine begeisterte Hobbytänzerin an ihre Grenzen kommt und frustriert aufhört. Ballett und Tanz sind ein Leben lang ein wunderbares Hobby, ein toller Sport, eine wunderbare kreative Möglichkeit des Selbstausdrucks!

Das Unterrichtsziel ist es den Kindern zuallererst die Freude am Tanz und der Musik zu vermitteln, gleichzeitig auch die Grundlagen des Balletts beizubringen sodass die Zeit nicht verloren ist, sondern jeder für sich entscheiden kann, wie sein Leben mit dem Tanz sich weiter gestalten kann. Mit der klassischen Technik als Basis, wird es jedem Tanzbegeisterten leicht fallen auch andere Tanzstile zu erlernen, ob Moderner Tanz, Ausdruckstanz, Standardtänze, Musical ect.

Viele Schülerinnen und auch einige Schüler haben sich im Verlauf für einen professionellen Weg entschieden, sind als Tänzer im klassischen und Modernen Bereich tätig oder unterrichten selbst nachdem sie weiterführende Ausbildungsschulen und Akademien besucht haben und ihr Können dort ergänzen und perfektionieren konnten.